Die Auswirkungen
Fehlendes P-Glykoprotein
Gestörte Aktivität der passiven Kontroll-Verlust-Achse
Mögliche erhöhte Stressanfälligkeit
Gesundheitliche Folgen wie Magnesiummangel, Vitamin B-12 Mangel, Kaliämie
Verhaltens-auffälligkeiten
Die Blut-Hirn-Schranke
Bei gesunden Hunden sorgt das P-Glykoprotein (grün) für Ordnung an der Blut-Hirn-Schranke
Bei betroffenen Hunden fehlt das P-Glykoprotein an der Blut-Hirn-Schranke, was zu einer erhöhten Konzentration von Cortisol im Nervengewebe des Gehirns führt.
Die Abkürzung MDR steht für das englische Multi Drug Resistance. Eine sinnvolle deutsche Übersetzung suche ich bis heute vergebens, allerdings ist das auch nicht so relevant. Durch das Wort ‚Drug‘ – also Droge – stellen viele Menschen sowieso keine Verbindung zu einer erhöhten Stressanfälligkeit her. Deshalb erkläre ich am besten gleich, welche Aufgabe das Gen hat.
Das MDR1 Gen ist zuständig für die Produktion eines Eiweisses namens P-Glykoprotein. Dieses gehört zu den Transporteiweissen und wird unter anderem an der Blut-Hirn-Schranke auf der Seite des Körperkreislaufes ausgeschüttet. Es reguliert den Übertritt einiger Toxine und den körpereigenen Glukokortikoiden ins Zentrale Nervensystem. P-Glykoprotein funktioniert wie ein Taxi, sozusagen. Es umschliesst die Substanzen im Nervengewebe des Gehirns und transportiert sie durch die Blut-Hirn-Schranke zurück in den Blutkreislauf. Neben diversen Arzneimitteln bedienen sich auch die Hormone Cortisol und Aldosteron diesem Taxi. P-Glykoprotein schützt also das Zentrale Nervensystem vor der Anhäufung von Toxinen und Glukokortikoiden.
Ein defektes MDR1 Gen kann dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen. Es produziert kein funktionierendes oder gar kein P-Glykoprotein mehr. Sind beide Gene von der Mutation betroffen, fehlt dieser Kontrollmechanismus an der Blut-Hirn-Schranke und die Toxine und Hormone gelangen hochkonzentriert ins Zentrale Nervensystem. Kommt der Hund mit Arzneimitteln in Kontakt, die durch das P-Glykoprotein transportiert werden, führt das zu Vergiftungserscheinungen oder sogar zum Tod des Tieres. Toxine gelangen bei betroffenen Hunden in einer 90 %igen erhöhten Konzentration in Nervengewebe des Gehirn, weshalb schon geringe Mengen des Wirkstoffes tödlich sein können.
Die Auswirkungen der Überflutung durch Cortisol und Aldosteron sind weniger dramatisch, werden jedoch längerfristig zu gravierenden gesundheitlichen Problemen führen. Durch das fehlende P-Glykoprotein dringen schon bei kleinen Aufregungen vermehrt Cortisol und Aldosteron ins Zentrale Nervensystem. Dies kann zu einer erhöhten Stressanfälligkeit betroffener Hunde führen. Die gesteigerte Aktivität der passiven Kontrollverlust-Stressachse wirkt sich negativ auf die Gesundheit dieser Tiere aus.
Auszug aus dem Literaturnachweis des Buches:
Geyer, J., Döring, B., Godoy, J. R., Leidolf, R., Moritz, A., & Petzinger, E. (2005)
Mealey, K. L., Gay, J. M., Martin, L. G., & Waiting, D. K. (2007).
Mason, B. L., Pariante, C. M., Jamel, S., & Thomas, S. A. (2010).